Wie arbeitet unsere Blase und was passiert bei einer ÜAB?

Das Harnsystem ist ein wichtiger Organkomplex des menschlichen Körpers, der aus den Nieren, den Harnleitern und der Harnblase besteht und für die Ausscheidung nicht benötigter Substanzen und Abfallstoffe zuständig ist.

Die Nieren stellen ein Filtrationssystem dar, das Abfallstoffe aus dem Blut filtert, sammelt und mit Wasser vermischt. Aus diesem Vorgang entsteht Urin, der dann über die Harnleiter in unsere Blase fließt.

So werden pro Tag mehrere hundert Milliliter Urin gebildet, die über die Blase ausgeschieden werden. Wie oft man auf die Toilette muss, hängt jedoch stark von der Trinkmenge ab.
 

Wie funktioniert eine gesunde Blase?

Die Blase ist ein dehnbares Hohlorgan, das im Zusammenspiel mit der Harnröhre und dem Blasenschließmuskel Harnflüssigkeit sammelt. Ist die Blase mit Urin gefüllt, sendet der Körper Signale an das Gehirn, und die Blase leitet den Vorgang des Wasserlassens ein. Dieser Prozess kann bei Menschen mit gesunder Blasenfunktion gesteuert und gut kontrolliert werden. Sitzt man auf der Toilette, gibt das Gehirn den Befehl zum Urinieren und die Blase entleert sich vollständig.

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Bei gefüllter Blase verspürt man einen Drang, auf die Toilette zu gehen. Hierbei zieht sich die Blasenwand zusammen, und der Schließmuskel öffnet sich zur Entleerung der Blase.

Beim Wasserlassen zieht sich die Blasenwand mit Hilfe des Blasenmuskels zusammen. Dabei entspannt sich der Schließmuskel der Blase, und die in der Blase gesammelte Flüssigkeit wird über die Harnröhre ausgeschieden. Die Beckenbodenmuskulatur nimmt bei diesem Prozess eine – im wahrsten Sinne – tragende Rolle ein. Mehr dazu finden Sie im Kapitel Beckenboden.

Hier noch einige Fakten über die gesunde Blase:

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Gut zu wissen

Die Blase kann lernen, sich stärker zu dehnen, um mehr Harn zu speichern. Mit einem entsprechenden verhaltenstherapeutischen Training und einem konkreten Trink- und Toilettenplan kann so das Fassungsvolumen auf über 500 ml gesteigert werden. Dieses Training kann gemeinsam mit einem Physiotherapeuten erlernt werden.

Was passiert bei einer überaktiven Blase?

Bei einer ÜAB zieht sich die Blasenmuskulatur unentwegt zusammen, obwohl sich erst wenig Harn gesammelt hat. Dem Gehirn wird bereits bei sehr geringer Füllmenge eine volle Blase suggeriert. Das Ergebnis ist oft ein starker, schwer zu kontrollierender Harndrang.

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Viele Betroffene verspüren häufig schon ab einer Füllmenge von 100 ml einen starken, überfallartigen Harndrang. Deshalb kann es bei einer ÜAB auch zu ungewolltem Harnverlust kommen (Harninkontinenz). Mehr dazu erfahren Sie hier.

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In nachfolgendem Video wird Ihnen noch einmal erklärt, wie die gesunde Blase arbeitet und wie es zu einer überaktiven Blase kommen kann. 

Was hat der Beckenboden mit einer schwachen Blase zu tun?

Der Beckenboden ist ein komplexes Geflecht aus Muskulatur und Bindegewebe, das fest mit dem Beckenknochen verbunden ist. Er liegt wie eine Schale im unteren Teil des Beckens und zieht sich vom Schambein aus nach hinten bis zum Gesäß. Seitlich wird er von den beiden Sitzhöckern eingegrenzt. Er sorgt dafür, dass die Organe (Blase, Darm und ggf. Gebärmutter) im Unterbauch verbleiben und verleiht ihnen festen Halt.

Neben der Stützfunktion hat der Beckenboden jedoch noch eine weitere wichtige Aufgabe: nämlich die Kontrolle der Körperöffnungen. Die Beckenbodenmuskulatur umschließt den Schließmuskel und die Harnröhre dicht und sorgt dafür, dass es auch bei hoher Belastung oder starkem Harndrang nicht zu einem ungewollten Harnverlust (Harninkontinenz) kommt.

Beckenboden

Der Beckenboden gibt den Bauchorganen nach unten festen Halt.

Warum kann es zur Schwächung der Beckenbodenmuskulatur kommen?

Eine schwache Beckenbodenmuskulatur kann vielfältige Gründe haben:
Überdehnung der Beckenbodenmuskulatur durch
  • unzureichendes Training der Beckenbodenmuskulatur 
  • Schwangerschaft und Geburt
Schwächung des Bindegewebes durch
  • hormonelle Veränderungen, beispielsweise bei Frauen in den Wechseljahren oder bei einer Hormontherapie (aufgrund anderer Erkrankungen)
Zu hoher Druck auf den Unterbauch durch
  • Übergewicht
  • chronischen Husten
  • Verstopfung
  • sehr starke sportliche Aktivität (z. B. Springen oder Sprinten)

Gut zu wissen
Sie können Ihren Beckenboden trainieren. Wenn Sie bereits sportlich aktiv sind, dann integrieren Sie doch einfach einige Beckenbodenübungen in Ihren Trainingsplan! Ein paar Übungen finden Sie hier.

Bei Unsicherheiten können Sie auch mit Ihrem Arzt sprechen, um ein Rezept für physiotherapeutische Maßnahmen zur Stärkung des Beckenbodens zu erhalten. Pro Quartal stehen Ihnen 2 x 6 Behandlungen zu, die von der Krankenkasse häufig übernommen werden. Fragen Sie doch auch bei Ihrer Krankenkasse nach. Weitere Informationen zur physiotherapeutischen Behandlung finden Sie hier.

Was bedeutet Harninkontinenz und welche Formen gibt es?

In Fachkreisen versteht man unter Harninkontinenz den Verlust der Fähigkeit, Urin in der Harnblase zu halten und kontrolliert abzugeben. Einer Inkontinenz liegen vielfältige Ursachen zugrunde, die individuell mit einem Arzt besprochen werden sollten. Meist funktioniert das fein abgestimmte System aus Blasen-, Schließ- und Beckenbodenmuskulatur nicht mehr richtig. Mögliche Auslöser dafür können Fehler in der Signalübertragung im Körper oder auch andere organische Störungen sein. Auch eine überaktive Blasenmuskulatur kann zu ungewolltem Harnverlust führen. In diesem Fall handelt es sich um eine Inkontinenz aufgrund einer ÜAB.

Fakten zur Inkontinenz:

  • Sowohl Männer als auch Frauen können von einer Inkontinenz betroffen sein.
  • Bei Frauen tritt sie durchschnittlich zwei- bis viermal häufiger auf. Dafür sind in erster Linie die Anatomie und Physiologie des Beckens verantwortlich, unter anderem ist der männliche Beckenboden keiner Druckbelastung durch Schwangerschaften und Geburten ausgesetzt. 
  • Mit steigendem Alter nähert sich die Häufigkeit zwischen den Geschlechtern an.

Welche Inkontinenzformen gibt es, und wie hängen diese mit einer ÜAB zusammen?

Ihr Arzt unterscheidet verschiedene Inkontinenzformen. Zu den häufigsten mit einer ÜAB einhergehenden Formen gehören:

Dranginkontinenz

Die Dranginkontinenz ist neben der Belastungsinkontinenz die häufigste Form des ungewollten Harnverlustes, die auch bei der ÜAB auftreten kann.
Die Blasenmuskulatur reagiert dabei so überaktiv, dass schon eine geringe Menge an Flüssigkeit ausreicht, um einen starken unkontrollierbaren Harndrang auszulösen. Die Ursachen sind neben einer ÜAB sehr vielfältig und sollten unbedingt durch einen Arzt abgeklärt werden.

Belastungsinkontinenz

Bei körperlichen Belastungen wie Sport oder dem Heben von schweren Gegenständen kann es zu ungewolltem Harnverlust kommen. Bei manchen Betroffenen passiert dies schon beim Lachen, Husten oder Niesen.
Die Ursache hierfür liegt in einer zu schwachen Beckenbodenmuskulatur. Diese umschließt normalerweise dicht die Harnröhre und den Schließmuskel der Blase und verhindert ein ungewolltes Austreten von Urin. Ist die Muskulatur des Beckenbodens jedoch zu schwach, so kann der Blasenschließmuskel bei Belastung nicht mehr ausreichend unterstützt werden, und es kommt zum unkontrollierten Urinverlust.

Frauen sind häufiger von einer Belastungsinkontinenz betroffen als Männer. Dafür gibt es mehrere Gründe. Einerseits wird der weibliche Beckenboden durch Schwangerschaft und Geburt stark beansprucht, andererseits verfügt er im Vergleich zum männlichen Beckenboden über breitere Durchgänge (Harnröhre, Vagina), was die Festigkeit ebenfalls schwächt und zu einer Belastungsinkontinenz beitragen kann. Auch hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren beeinflussen die Festigkeit des Beckenbodens.

Mischinkontinenz

Bei der Mischinkontinenz treten sowohl Symptome einer Dranginkontinenz als auch einer Belastungsinkontinenz auf. Meist dominiert dabei eine dieser beiden Inkontinenzformen. Insbesondere Frauen ab dem 50. Lebensjahr sind von Mischinkontinenz betroffen.

Zusammenhang zwischen Inkontinenz und überaktiver Blase

Eine ÜAB kann sowohl mit als auch ohne Harninkontinenz auftreten. Ihr Arzt spricht daher entweder von einer trockenen ÜAB (ohne Inkontinenz) oder von einer nassen ÜAB (mit Inkontinenz).

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Exkurs: Weitere Formen der Inkontinenz

Es gibt auch andere Formen der Inkontinenz. Diese treten jedoch normalerweise nicht in Zusammenhang mit einer ÜAB auf.

Reflexinkontinenz

Diese Form der Inkontinenz tritt aufgrund von Rückenmarksverletzungen oder einem Funktionsverlust bestimmter Gehirnregionen auf und kann wiederum in zwei Kategorien aufgeteilt werden:

  • Spinale Reflexinkontinenz

Entsteht durch neurologische Erkrankungen (z. B. Multiple Sklerose) oder Verletzungen des Rückenmarks (Querschnittslähmung). Durch die unterbrochene Verbindung zwischen Gehirn und Rückenmark können die Blase und das Signal der Entleerung oftmals von Betroffenen nicht mehr gespürt werden.

  • Supraspinale Reflexinkontinenz

Aufgrund einer Erkrankung des Gehirns (z. B. Alzheimer, Demenz, Parkinson) oder durch einen Schlaganfall verlieren Betroffene die Kontrolle über die Harnblase, sodass die Blasenentleerung nicht mehr funktioniert oder stark beeinträchtigt ist.
 

Harninkontinenz bei chronischer Harnretention

Diese Form wird auch als Überlaufinkontinenz bezeichnet und ist durch eine ständig übervolle Blase charakterisiert. Sie entsteht durch eine stark gehemmte Blasenentleerung.

In den meisten Fällen sind Männer davon betroffen. Mit zunehmendem Alter wächst die Prostata (gutartiges Prostatawachstum). Wenn die Prostata vergrößert ist, drückt sie auf die Harnröhre und verengt diese. Betroffene verspüren zwar Harndrang und suchen eine Toilette auf, aber aufgrund der verengten Harnröhre kann der Harn nicht vollständig abfließen. Die Folge sind Harnverlust, ständiges Einnässen, große Mengen Restharn in der Blase und Harnverhalt. Dieser Zustand ist sehr gefährlich und unbedingt behandlungsbedürftig.

Extraurethrale Inkontinenz

Diese seltene Form der Inkontinenz ist nicht auf eine Funktionsstörung der Harnblase zurückzuführen. Sie tritt beispielsweise durch Gewebeschädigungen nach einer Strahlentherapie auf. Die Symptome sind unwillkürlicher Urinverlust und ständiges Harnträufeln.

Das Tabu-Thema „Inkontinenz und überaktive Blase

Harninkontinenz ist eine weit verbreitete Erkrankung. Nach Schätzungen sind etwa 6–8 Millionen Menschen in Deutschland davon betroffen.Tabuthema-Inkontinenzast_blase-ok_Verstehen_Tabuthema-Inkontinenz-und-UEAB_1.png

Sowohl Frauen als auch Männer können unter einer ÜAB und Harninkontinenz leiden. Die Häufigkeit einer ÜAB und der damit verbundenen Inkontinenz steigt zwar mit zunehmendem Alter, aber es sind nicht nur „alte“ Menschen davon betroffen. Sicherlich sprechen Menschen ungern darüber, wenn sie die Kontrolle über ihre Blase verloren haben. Aus Schamgefühl isolieren sie sich und möchten gewohnten Tätigkeiten wie Theaterbesuchen, sportlichen Aktivitäten oder auch Reisen nicht mehr nachgehen.

Dabei wissen viele einfach nicht, dass eine Inkontinenz in vielen Fällen sehr gut behandelbar ist. Auch eine überaktive Blase kann mit vielfältigen Behandlungsmethoden erfolgreich therapiert werden, die Ihnen Ihre „alte“ Lebensqualität zurückbringen. So können Sie trotz ÜAB weiterhin reisen, mit Freunden Unternehmungen planen oder in Ihrer Freizeit Sport treiben.

Scheuen Sie sich nicht! Sprechen Sie über Ihre Blasenprobleme. Je früher Sie dies tun, umso höher ist die Chance auf ein beschwerdefreies Leben.

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